Sobald der Weihnachtsbaum entsorgt ist, werden normalerweise die Kostüme aus dem Schrank geholt, die Clowns aufgestellt und an so manchem Wochenende bis Aschermittwoch wird auf den zahlreichen Sitzungen in unserer Stadt fröhlich gefeiert. Ab Weiberfastnacht treffen sich dann die Jecke an den Zugwegen, in den Kneipen oder auf den Partys der Karnevalsgesellschaften.
Doch heute – an Weiberfastnacht – ruft uns kein Trömmelche zusammen. Die Musik läuft nur leise. Auch im Rathaus gibt es weder Erstürmung noch Feier.
Das Coronavirus hält uns weiterhin voneinander fern. Das schmerzt die rheinische Seele. Die Zeilen aus dem neuen Lied der Band „Brings“ geben dies wieder: „Un mir singe Alaaf, villeich e betzje stiller. Un dat, wat do wor, kütt janz bestimmp baal widder. Kumm, mer singe Alaaf, denn süns sin mir verlore. Un mir singe janz hösch för e besser Morje.“
Dass Karneval nicht nur Brauchtum, sondern Ausdruck unseres Lebensgefühls ist, zeigt sich in den zahlreichen Aktionen der Gesellschaften und Vereine in dieser schwierigen Zeit: Man ist jetzt eben online im Kontakt.
Selbst Feiern geht digital: Die KG Haufenlaufen beispielsweise ist online in die Session gestartet. Am Freitag, 12. Februar 2021, lädt die Pfarrgemeinde St. Kosmas und Damian zum virtuellen Pfarrkarneval ein. Von 20 Uhr bis 22 Uhr gibt es einen Livestream per YouTube und Facebook, zu dem sich die Gäste eine „Jecke Tüte“ mit Knabbereien beim Organisationsteam bestellen konnten.
Eine solche tolle Idee hatte unter anderem auch die KG Ahl Häre, die am Veilchendienstag, 16. Februar 2021, eine Online-Sitzung zeigt: Ab 19 Uhr gibt es Musik, Tanz und Klaaf unter anderem auf der Homepage der KG Ahl Häre, PulheimTV, Facebook und YouTube.
Das alles ist ein kleiner Trost, ersetzt aber letztlich nicht die persönlichen Begegnungen und gemeinsame Feiern, die wir sonst an den „Tollen Tagen“ erleben.
Ich habe die Hoffnung, dass wir schon in der kommenden Session wieder Dreigestirne proklamieren, Sitzungen mit großartigem Programm sehen und ausgelassen Straßenkarneval feiern werden.
Für die kommenden ungewöhnlichen Tage wünsche ich Ihnen allen, dass Sie das jecke Lebensgefühl dennoch – unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln – zelebrieren können.
Mit einem leisen Alaaf
Ihr
Frank Keppeler
Bürgermeister